
Wenn du an die Walpurgisnacht denkst, denkst du im gleichen Atemzug wahrscheinlich an ein Hexenfest. Ich erzähle dir, warum das so ist:
Wenn der Winter überwunden war, hatten die Leute früher eine unbändige Freude. Weil alles endlich von Neuem begann, weil sie den Winter überlebt hatten. Weil die Fruchtbarkeit überall da war und somit auch ihr Leben, ihr Überleben gesichert war. Und dazu gab es schon immer Rituale und Feiern.
Schon vor 1.000 Jahren feierten die „Ureinwohner“ von Norddeutschland ein Frühlingsfest. Dort wurden Wodan, dem obersten Germanengott Opfergaben gemacht, um den Frühling zu begrüßen. In der vorchristlichen Zeit gab es rituelle Liebesakte auf den Feldern, um die menschliche Fruchtbarkeit auf den Ackerboden übertragen. Und Mädchen sollen mit entblößten Genitalien über besondere Steine gerutscht sein und sich so ihren Liebhaber gewünscht haben.
Von Flugsalbe und dem Blocksberg
Im Spätmittelalter (1300 - 1500) wurde von einer Hexensalbe oder Flugsalbe erzählt, womit sich Frauen eingerieben haben sollen, um zum Hexensabbat zu fliegen. Es entstanden auch im Volk die Erzählungen über Hexen, in denen verschiedene Berge als Versammlungsplätze auftauchen. Der bekannteste ist der Blocksberg. Die erste Erwähnung des Namens findet sich im Jahr 1485 in einem Lübecker Gebetbuch als „Blokkesberghe“. Die Hexen sollen dorthin geflogen sein, um sich mit dem Teufel zu vergnügen. Heute ist der Blocksberg eine andere Bezeichnung für den Brocken im Harz.
Hexenverfolgung und eine Eiszeit
Diese sexuelle Freizügigkeit war der Kirche ein Dorn im Auge, heidnisches Treiben, das abgeschafft werden sollte. Frauen, die diese Rituale machten oder gar größere Fähigkeiten hatten (Geburtshelferinnen, Kräuterfrauen etc.), wurden als Hexen beschimpft und während der Hexenverfolgung hingerichtet. Begünstigt wurde die Hexenverfolgung durch eine sogenannte kleine Eiszeit. Sie führte zu Ernteausfällen, Hunger, Verarmung und Vertreibungen. Es brachen Epidemien aus und die Pest ging um. Und die Menschen suchten in ihrer Not auch Schuldige, die sie in den Hexen fanden. Darum wurden rund drei Millionen Opfer umgebracht.

Walpurgis gilt übrigens als Schutzheilige gegen Pest, Husten und Tollwut - also eine gut gewählte Heiligsprechung von der Kirche, wie ich finde zu dieser Zeit. Die Vorstellungen vom Hexentanz in der Walpurgisnacht und auf dem Blocksberg waren früher noch nicht allgemein bekannt. Sie wurden erst später populär – zu einer Zeit, in der die Hexenverfolgung ihren traurigen Höhepunkt bereits überschritten hatte. 1668 erscheint bei Johannes Praetorius in „ausführlicher Geographischer Bericht von den hohen trefflich alt- und berühmten Blockes-Berge: ingleichen von der Hexenfahrt und Zauber-Sabbathe so auf solchem Berge die Unholden aus ganz Deutschland. Jährlich den 1. Mai in Sanct-Walpurgis Nachte anstellen sollen." Und 1790 wird in Faust 1 eine eigene Walpurgisnacht-Szene beschrieben.
Hexenfeuer werden auch „Tanz in den Mai“ oder „Maifeuer“ genannt. Am 30. April wird ein Feuer entzündet, mit dem man „die bösen Geister“ vertreiben will. Man feiert bis spät in die Nacht. Hier noch eine Inspiration für dich: Das schöne Video "Hexentanz am Bauernhof, Walpurgisnacht am Jexho" findest du hier.
Alles Liebe Babs
Bilder: Walpurgisnacht, Luis Ricardo Falero, 1878 und Walpurgisnacht, Amadeus, 1917
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